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Traumdeutung Eisenbahn

Träume von Bahnhöfen, von Gleisen und Zügen, von Abschied und Verspätung, vom Gepäck und von Mitreisenden sind besonders häufig. Diese Häufigkeit begreift man aus der Erlebnisverdichtung um all das, was mit Reise zusammenhängt. Dahinter steht eine Reihe von urtümlichen Handlungen, sie sich aber ausdrücken in den Erscheinungen des modernen Verkehrs. Selbst bei kleiner Reise geschieht eine Veränderung des seelischen Ortes; es ist immer ein wenig Abschied, Spannung des Kommenden und Interesse für alles Technische, das man benützt, mit dabei. Man begegnet fremden Leuten, hat mit seinem Gepäck zu tun, vertraut sich einem Fahrzeug an, das auf von uns unabhängigen Lebensgeleisen an ein Ziel führt. Jeder Mensch hat große oder kleine Eisenbahnerlebnisse; ihrer bedient sich der Traum als Material seiner Aussage. Dazu kommt die Jugenderinnerung des Kindes; wo die lange, dunkle Wagenreihe, gezogen vom kräftigen Ungetüm der Lokomotive, in wachsender Geschwindigkeit aus der Halle des Bahnhofes gleitet oder mit stöhnenden Bremsen in diese hineindonnert, da hat fast jedes Kind das Erlebnis der Großgewalt des bewegten Lebens selbst. Freilich scheint dies eher ein männliches Knabenerlebnis zu sein; Mädchen und Frauen interessieren mehr das menschliche
Drum und Dran, interessieren mehr die Gefühls- als die technischen Bezüge. Bahnträume reden von all dem, was zwischen dem Weggang von zu Hause bis zur Ankunft am Ziel nach beendeter Fahrt geschehen kann. Übersieht man Hunderte von Bahnträume, dann stellt man fest, daß jede mögliche Einzelheit im Traum auftauchen kann; und jede Einzelheit hat ihre besondere Bedeutung. Bei der Bedeutung von Eisenbahnträumen ist nicht zu übersehen, daß es sich, anders als auf einer Wanderung oder auf einer Radfahrt, um ein Fortgeführt werden auf den allen zustehenden, üblichen Geleisen handelt, also mehr um die allgemeine als um die individuelle Lebensfahrt. Als Bahnreisende liefern wir uns freiwillig dem Fahrplan und der Führung des Zuges aus; wir sind auf der menschlichen Lebensreise, die ihre bestimmten Stationen, ihre bestimmten Verhaltensweise hat. Diese Lebensreise führt durch die allgemeinen Alterstufen hindurch nach unserem einzelmenschlichen Ziele. Die Züge haben ihre bestimmten Abfahrtzeiten - wer nicht rechtzeitig den Zug erreicht, kommt nicht mit. Welch ausgezeichnete Gleichnis ist damit geschaffen für das "Zuspätkommen", für das "Verpassen des Anschlusses" im Leben überhaupt. Jedes Tun hat seinen günstigen Augenblick, seinen "Kairos"; dort, wo das für uns Notwendige bereit ist, hat man selbst bereit zu sein. Allzu viele kommen im Leben zu spät, und der Gründe dafür sind auch nur allzu viele. Man hat die Gemütlichkeit des Heimes ungern verlassen, man war noch mit tausend Dingen beschäftigt. Psychologisch ausgedrückt: der Zustandswechsel, etwa der Übergang von Jugendzeit zum Erwachsensein, verzögert sich, oder man ist noch gebunden an mancherlei Komplexe, sie lassen uns nicht los.

Viele Menschen verspäten sich auch, weil sie erst zuviel Sicherheit haben wollen, sie möchten von der höchsten Lebensinstanz eine Bescheinigung dafür erhalten, daß sie bequem, ohne eigene Leistungen, leicht und glatt, sehr angenehme Ziele erreichen. Am Bahnhof kann man noch einmal sich verspäten, d.h. den Zug nicht mehr erreichen, weil zu viele Leute am "innern Schalter" stehen: in uns will zuviel mitreisen, es ist zuviel des Lebensgedränges. Andere erscheinen mit ihrem ganzen seelischen Hausrat schwer atmend am inneren Bahnhof; sie können nichts zurücklassen. Es war durchaus nicht nötig, daß beispielsweise jener Mann im Traume seine Kindertrompete mitnahm. Man muß nach einiger Zeit auf sein jugendliches Gelärm verzichten können. Es war eine Verkennung der Lebensmöglichkeiten von seitens jener Frau, die glaubt, ihre Puppenküche mit hinaus ins Leben retten zu können. Es wird immer Menschen geben, die sich allzu viel kümmern, um das, was sie wenig angeht; vor allem scheint ihnen das Schicksal anderer wichtiger zu sein als das Eigenschicksal. Sie erleben sich eben nur im anderen und erheben damit große Ansprüche an die anderen als Teile ihrer selbst. Darum verzögern sie die eigene Lebensfahrt. Dies begriff jener Traumreisender, der beinahe nicht mehr auf seinen Zug gekommen wäre, weil er sich zu sehr um die rechtzeitige Abfahrt eines Bekannten auf einem anderen Bahnsteig bemüht hatte; erst im letzten Augenblick konnte er auf den eigenen, schon fahrenden Zug aufspringen, hilflos hängend am Griff der sich schon öffnenden Tür. So läßt uns das Schicksal eine Zeitlang in übler, doch wohlverdienter Situation zappeln. In diesem Traum erschien dann als Retter ein Bekannter, den der Träumer wegen seiner zuverlässigen Genauigkeit achtete, aber nicht leiden mochte. Jener Helfer war offensichtlich eine eigene, bisher unterbewertete Funktion. Die Mitreisenden sind nach unserer Auffassung eigene Seelenanteile, sich verkörpernd in Bekannten und Unbekannten. Zu Unrecht beklagt sich deshalb der Träumer darüber, daß soviel niederes Volk mitfährt. Der Traumregisseur greift heraus, was für die derzeitige Lebenssituation besonders bezeichnend ist, eben das, was uns begleitet, und man hat auf dieser Traumreise sein Gegenüber einmal fest ins Auge zu fassen, es ist ein Spiegel unserer selbst. Manchmal sitzt auch ein Mensch in unserem Wagen, von dem wir bisher noch nicht wußten, daß er mit in unser Schicksal gehört. In Männerträumen kann es auch eine sehr fremdländisch aussehende Dame sein, der wir hier zum ersten Male begegnen, obwohl sie als Anima tief in uns drinnen wohnt. Bei Frauen sind es je nach dem Niveau dieser inneren Gestalten, derbe Männer, Ärzte, Schauspieler, Offiziere. Sind sie Unbekannte, dann gehören sie jener schwer ergründbaren Welt der Animi an. Zu wem setzt man sich, wer sitzt neben uns, wer uns gegenüber? "Zuerst wollte ich mich zu Hartmann setzen." (Kontext: Hartmann ist robust, gesund, phralerisch und schlau, ein Dickhäuter.) "Dann aber setzte ich mich zum Arzt Vuilleumier." (Kontext: Sehr fein, differenziert, tüchtiger Arzt aus schlichten Verhältnissen.) Traum und Kontext ergeben die Deutung: Der Träumer stand zu dieser Zeit innerlich nicht gesund am Scheideweg
zwischen derben, robusten Lebensgenusse und einer Lebensführung differenzierter und noblerer Art. Dabei ist nicht zu vergessen, daß in ihm beide Gestalten sind.

Die Eisenbahn ist ein wichtiges Traumsymbol, das vor allem für Lebenseinstellungen und -erfahrungen, Energie, Antriebskräfte, Werte und Ziele steht.

Daraus kann man wichtige Rückschlüsse auf die Persönlichkeit und ihre weitere Entwicklung ziehen, sich selbst also besser erkennen. Sie symbolisiert ein Mittel zur kollektiven Bewegung auf dem Lebensweg. Dabei verweist die Eisenbahn eher auf eine Starrheit, da sie an den Schienenweg gebunden ist, als der Bus, der zur Not individuelle Wege fahren kann. Die Bahn, auch als Straßenbahn, möglicherweise als Schwebe-, Bergbahn usw., steht darüber hinaus als Zeichen für die persönliche Befähigung oder die Lernaufgabe, sich in gemeinschaftlichen Lebenszusammenhängen zu integrieren und diese mit den eigenen Zielen zu verbinden. Es steht dem Träumenden frei, einen Weg zu wählen, der nach vorn weist, und sachkundige Entscheidungen zu treffen. Mit ihr will man sich von seinem bisherigen Leben losreißen, alles hinter sich lassen, etwas Neues beginnen.

Die Bahn erreicht Ziele oder erbringt Leistungen, die nicht individuell zu erreichen sind. Achtung vor Trittbrettfahrern! Darüber hinaus symbolisiert die Eisenbahn die Kraft, mit der alle Hindernisse, die ein Vorankommen erschweren könnten, überwunden oder umgangen werden können. Je nach den Begleitumständen ergeben sich vor allem die folgenden speziellen Deutungen:

- Ein einzelnes Paar Schienen zeigt, daß es nur eine Richtung gibt, während mehrere Gleise ein größeres Wahlspektrum signalisieren.
- Eisenbahn sehen deutet auf Absichten und Pläne hin, die man bald in Angriff nehmen wird; zuweilen kann das auch auf den bevorstehenden Abschied von einem geliebten Menschen hinweisen.
- Ein vorrüberfahrender Zug verkörpert Pläne, die man nicht überstürzen, sondern in Ruhe durchführen sollte.
- Fährt der Zug ab, wird man bald Abschied von einem lieben Menschen nehmen müssen.
- Die Lokomotive verkörpert die allgemeine Lebensenergie; in den Waggons lagern die Erfahrungen und Erlebnisse; die Gleise symbolisieren die Werte, an denen man sich ausrichtet und orientiert.
- Eisenbahn fahren verheißt, daß man mit seinen Absichten und Planungen rasch vorankommen wird. Sie verkörpert die Lebensreise.
- Die Eisenbahnreise selbst zeigt die zukünftige Lebensentwicklung an.
- Aussteigen aus der Eisenbahn im Bahnhof verspricht, daß man seine Ziele erreichen wird; steigt man auf freier Strecke aus, wird man vermutlich nicht zum Ziel gelangen.
- Notbremse in der Eisenbahn ziehen kann auf übersehene Hindernisse und Risiken hinweisen, die man erst beseitigen muß, ehe man das Ziel erreichen kann.
- In einen Tunnel fahren bedeutet oft Heimlichkeiten, mangelndes Verständnis und fehlende Einsicht, was dazu führt, daß die Zukunft noch dunkel bleibt; verläßt man den Tunnel wieder, wird man zur Einsicht gelangen und Erfolge erzielen.
- Ein zu spät kommen bei der Abfahrt des Zuges deutet Komplexe an, aufgestauten Ärger, den man schleunigst abbauen sollte, und Unsicherheiten in seinen Kontakten mit er Umwelt.
- Versäumt man die Eisenbahn (man hat vergessen, das man zum Zug wollte), hat man wahrscheinlich eine günstige Gelegenheit verpaßt.
- Verpaßt man den Anschluß, muß man sich also wohl oder übel in die augenblickliche Lage fügen.
- Wird man von anderen gehindert, in die Eisenbahn zu steigen, kommen darin oft Ängste und Hemmungen zum Ausdruck, die das Weiterkommen behindern.
- Ist die Eisenbahn in einen Unfall verwickelt, steht eine schlimme Nachricht bevor.
- Gerät man unter die Eisenbahn, kann das für die Angst vor den eigenen Antrieben und Wünschen stehen.
- Erreicht man mit der Bahn sein Ziel nicht, heißt das aufs bewußte Leben übertragen, daß man sich treiben läßt, daß man sich schon aufgegeben hat und recht gedankenlos in den Tag hineinlebt.
- Kommt man an der Endstation an, kann man auch im Wachleben ein gestecktes Ziel erreichen.

- neue, klare Planung ist im Gange; man soll sich intensiv um sein Geschäft kümmern, da Feinde einem zu Leibe rücken wollen;
- sehen: kündet einen Abschied an;
- die Abfahrt eines Zuges erleben: man wird sich schweren Herzens von einem Menschen trennen müssen;
- damit fahren: gutes und schnelles Vorwärtskommen im Leben;
- aus einer aussteigen: man wird sein Ziel erreichen;
- eine aus einem Tunnel kommen sehen: man wird ein Geheimnis über sich selbst erfahren;
- einer Eisenbahnkatastrophe beiwohnen: man bekommt von einem Freund, der in der Ferne weilt, schlechte Nachrichten;
- trotz der Eile sie versäumen: man wird eine Chance verpassen;
- werden Schienen durch Hindernisse blockiert: Sie spielen ein falsches Spiel;
- auf den Schwellen der Gleise gehen: schwierige Zeiten und harte Arbeit;
- auf den Eisenschienen gehen: dank der Begabung, Dinge im eigenen Sinne zu beeinflussen, sehr glücklich sein;
- ein vom Wasser überschwemmter Schienenweg: großes Vergnügen für eine kurze Weile; allerdings steigt Pech wieder wie ein Phönix aus der Asche auf;
- Bei einer jungen Frau bedeutet die Eisenbahn, daß sie auf eine Reise gehen wird, um Freunde zu besuchen.

Siehe auch Abreise Ankunft Bahn Bahnhof Fahrschein Fahrzeug Reise Schlafwagen Zug


Das Lexikon von Traumdeutung-Traumsymbole.de umfaßt über 9000 Erklärungen und Deutungen zu Begriffen des alltäglichen Lebens. Die Begriffserklärungen sind dazu gedacht, einen ersten Anhaltspunkt über die mögliche Bedeutung eines Traumes zu bekommen, und können eine professionelle Traumdeutung nicht ersetzen.